Ortasee, Perle im Piemont
Nach unserem kalten Start im Schwarzwald und einer Fahrt über den Grimselpass ging es weiter ins Piemont. Unser Ziel war der Ortasee. Wenn Dir der Name nichts sagt, bist Du in bester Gesellschaft. Mir war der See vor der Reise auch nicht bekannt und die meisten unserer Freunde runzeln auch nur die Stirn, wenn sie den Namen hören. Also, ihn nicht zu kennen ist keine geografische Wissenslücke. Wahrscheinlich ist der See so wenig bekannt, weil er nur 25 km westlich vom Lago Maggioe liegt. Da verblaßt der Lago d’Orta, wie die Italiener sagen, wohl etwas neben seinem großen Bruder. Dabei ist der Ortasee eine wirkliche Perle.
Camping Cusio
Den Campingplatz, den wir anfahren wollten, hatte ich bereits von unterwegs per Email angefragt und man sagte uns, dass es sehr ruhig wäre auf dem Platz. Tatsächlich war das natürlich total übertrieben. Ausser uns waren im vorderen Bereich des Platzes noch 2 Wohnmobile, das war alles. Total überlaufen….:-). Der Platz liegt zudem nicht direkt am Ortasee sondern etwas am Berg gelegen über der Stadt Orta San Giulio. Er heißt Camping Cusio und hat 40 Touristenplätze und etwa 50 Wohnwagen, die von Dauercampern genutzt werden. Zu den Touristenplätzen gibt es auch noch ein paar Hütten, die angemietet werden können.
Dadurch, dass der Platz nicht direkt am Ortasee liegt, ist dort eher immer weniger los als auf den Plätzen direkt am See. Als wir dort waren, haben wir gesehen, dass auf den anderen Campingplätzen deutlich mehr los war. Vom Camping Cusio aus ist man aber innerhalb von 10 Minuten in der Stadt und auch am See direkt. Bei unserer Ankunft haben wir uns daher einen Platz ausgesucht der an einem Hang, hinter einer Hecke lag und einen direkten Blick auf die Stadt gewährte. Der Platz hatte morgens die Sonne im Vorzeit und so hatten wir es schon zum Frühstück immer angenehm warm.
Ankunft am Ortasee
Nach unserer Ankunft und dem Aufbau des Zeltes haben wir etwas gegessen und den Abend unter dem Vorzeit ausklingen lassen. Die Fahrt hier her war lang und so haben wir uns recht früh ins Bett begeben. Es ist für uns immer erstaunlich, dass auch unsere beiden Hunde, trotzdem, dass sie ja den Tag hinten im Kofferraum verbringen, abends immer ziemlich fertig sind. Wahrscheinlich sind es die immer neuen Eindrücke auf so einer Reise. Die sind für uns ja schon teilweise echt viel und für so ein Hundehirn wahrscheinlich sehr ermüdend.
Am nächsten Morgen schien die Sonne und wir haben erst mal die Sanitärräume aufgesucht. Für die Duschen gibt es Marken wobei diese Marken nichts kosten. Also erst mal ausgiebig duschen. Das klappte aber nicht so wie gedacht. Eigentlich bin ich immer davon ausgegangen, dass wenn es Temperaturprobleme beim Duschen auf Campingplätzen gibt, dies immer zu kalte Duschen sein würden. Weit gefehlt. Hier sind die Duschen so warm, dass ich schon von heiß sprechen muss und die Temperatur der Duschen läßt sich auch nicht regeln.
So sprang ich immer unter die Dusche und wieder raus und wieder unter, da es sonst einfach zu heiß gewesen wäre. Wobei ich sagen muss, wenn man für eine längere Zeit unter der Dusche stand, hat man sich halbwegs an das heiße Wasser gewöhnt und wenn man sich klein macht, braucht das Wasser länger bis es am Körper ankommt und dann ging es gerade so.
Brötchen holen
Nach einer heißen Dusche und einem Spaziergang mit unseren beiden Fellnasen wollte ich dann mal Brötchen holen gehen. Den Abend vorher hatte mir schon die Dame am Empfang erklärt, dass es auf dem Platz keine Brötchen gibt, dafür aber der Minimarkt nur 5 Minute zu Fuß den Berg rauf ist. Also bin ich mal los, aber erst mal mit dem Auto, da ich nicht genau wusste, wie weit die 5 Minuten denn nun wirklich sind. Naja, es wären wirklich nur 5 Minuten zu Fuß gewesen.
Der Minimarkt erinnerte mich sehr an die Tante-Emma Läden, die es bei uns mal gab. An dem Tresen, an dem es Wurst und Käse gab, gab es auch die Brötchen, Ein netter Italiener in etwa meinem Alter stand hinter dem Tresen und konnte auch ein bisschen Englisch. Brötchen heißt übrigens Panini, und die gab es dort in Soft, medium Soft und mit Cerealien. Also Michbrötchen, Ciabatta und Mehrkornbrötchen. Ich habe 2 Ciabatta und 2 Mehrkornbrötchen genommen, die übrigens sehr gut waren.
Orta San Giulio
Nach dem Frühstück ging es dann auf eine Stadtbesichtigung in Orta San Giulio. Die Stadt liegt zu einem großen Teil auf einer Halbinsel im Ortasee. Sie ist ziemlich geschichtsträchtig, denn auf der Halbinsel gibt es einen Hügel auf dem 24 Kapellen gebaut sind. Jede dieser Kapellen erzählt einen Abschnitt aus dem Leben von Franz von Assisi.
Vor Orta San Giulio liegt eine Insel im Ortasee, auf der ein Mönch vor über 1000 Jahren eine Kirche errichtet hat. Dieser Mönch hat das Christentum in der Gegend rund um den See verbreitet. Also, wenn Du Interesse an solchen Themen hast, kann ich Dir einen Besuch in Orta San Giulio nur empfehlen. Wir haben sowohl auf den Hügel als auch auf die Insel verzichtet, da wir ja mit unseren beiden Hunden unterwegs waren.
Halbinselrundgang
Rund um die Halbinsel von Orta San Giulio herum führt ein Rundweg. Der ist teilweise nicht breiter als 1 – 2 Meter und führt den ganzen Weg entlang am Ortasee. Das bedeutet, ein Spaziergang von ca. 2 Stunden mit Blick auf den See. Vorher waren wir aber noch in der Altstadt und haben ein Eis gegessen und einen Cappuccino getrunken. Wie sich das halt so gehört in Italien.
Nach unserem Rundgang waren die Hunde und wir schon ganz schön kaputt. Der Weg ist nicht schwierig, aber das Wetter war für Oktober wirklich warm, den Hunden fast schon zu warm für einen so ausgedehnten Spaziergang. Zudem waren in der Stadt doch so einige Touristen unterwegs und das hat besonders Ben ganz schön angestrengt. Den Nachmittag haben wir dann auch ruhig ausklingen lassen. Wir waren noch einkaufen in einem nahegelegenen Conad Markt. Die Conad Märkte haben es uns übrigens angetan. Sie sind sehr gut sortiert und haben alles an regionalen Spezialitäten parat.
Mit unserem Einkauf hat Janet abends dann wieder königlich auf ihrer 2 Platten Kochherd Camping Küche gekocht und wir hatten einen ruhigen und entspannten Abend bei Rotwein und Limoncello. Die Hunde lagen bereits um 21:00 Uhr im Zelt auf ihren Kissen und haben geschlafen. Sehr seltsam…..
Eigentlich wollten wir ja nur einen Tag bleiben und dann weiter nach Ligurien fahren. Allerdings war die Wettervorhersage für die gesamte Region um das Mittelmeer sehr widersprüchlich. Das ging von Regen über wechselhaft bis zu strahlender Sonne. Also haben wir entschieden, einfach noch einen Tag hier zu bleiben und abzuwarten, ob die Vorhersage sich dann vielleicht für eine Richtung entscheiden würde.
Der Lago Maggiore
Bevor wir schlafen gegangen sind, haben wir noch den Plan für den nächsten Tag besprochen. Das war einfach: Da wir ja nun schon mal hier in der Gegend sind, mussten wir uns ja auf jeden Fall auch den Lago Maggiore ansehen.
Nach einer ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück sind wir dann vom Ortasee in Richtung Lago Maggiore aufgebrochen. Von Orta San Giulio gibt es im Prinzip 2 Routen die dort hin führen. Die eine geht ein ganzes Stück am Ortasee entlang und dann Richtung Südosten durch einige Städte bis zum Lago Maggiore.
Die meiste Zeit fährt man hier durch Ortschaften und sieht nicht viel von der Landschaft. Die andere Strecke geht direkt Richtung Osten durch die Berge und das Hinterland. Diese Strecke haben wir gewählt und haben es nicht bereut. Über enge Haarnadelkurven geht es bergauf und bergab bis wir schließlich in Campino und Baveno am westlichen Ufer des Lago Maggiores angekommen sind. Von dort sind wir weiter am Nordufer entlang gefahren bis zu dem Ort Ghiffa.
Mittagessen in Ghiffa
In Ghiffa meldete sich so langsam der kleine Hunger und so recht wussten wir auch nicht, wie weit wir überhaupt noch fahren wollten. Also haben wir entschieden, hier ein Restaurant zu suchen, um ein typisches italienisches Mittagessen einzunehmen. Nun ja, an dem Ufer des Lago Maggiores gibt es wirklich so einige Restaurants. Direkt am See auf einer Terasse für wahrscheinlich teures Geld ein auf Touristen abgestimmtes Essen war aber nicht nach unserer Vorstellung. Zum Glück gibt es ja heute das mobile Internet und so einige Suchmaschinen, mit denen man auch Restaurants in der näheren Umgebung suchen kann.
Das Miralago
Wir haben also per Handy mal nachgesehen was es hier so gibt und siehe da, auf dem Weg zum Riserva naturale speciale del Sacro Monte della SS. Trinità di Ghiffa (ein Nationalpark in den Bergen oberhalb von Ghiffa) gab es das Ristorante Miralago. Und ja, das war echt italienisch. Wirt und Wirtin sprachen fließend italienisch und außer uns waren dort keine ausländischen Gäste anwesend. Zur Auswahl gab es 2 Gerichte mit jeweils 2 Gängen. Da wir nicht verstanden haben, was welches Gericht ist, haben wir einfach “Una, Una” bestellt. Was das ist? Ganz einfach una Gericht für Janet und una anderes Gericht für mich. So einfach kann das sein.
Für Janet gab es Lasagne al Spinaci und ich hatte penne al arrabiata. Als 2. Gang hatte ich die Mettklöße mit Erbsen (keine Ahnung wie das auf italienisch heißt) und einen Käse, der aussah wie ein Camembert, aber keiner war. Der Käse war auch warm wie ein gebackener Camembert und mit Schinken garniert. Mit Espresso und einer Flasche Wasser hat das ganze 20 Euro gekostet. Inklusive Blick auf den Lago Maggiore.
Riserva naturale speciale del Sacro Monte della SS. Trinità di Ghiffa
Toller Titel oder? Also, dabei handelt es sich um ein Naturschutzgebiet oberhalb der Stadt Ghiffa am Lago Maggiore. Weil wir unseren beiden Wauzis mal was gönnen wollten, sind wir also weiter den Berg hoch und zu dem Naturschutzgebiet gefahren. Oben angekommen gibt es einen großen Parkplatz über mehrere Plateaus. Wenn Du lieber Kultur möchtest anstatt Natur, dann bist Du da auch richtig. Es gibt da oben nämlich auch eine recht große Kirchenanlage mit verschiedenen Kapellen und noch ein Restaurant. Das Restaurant ist aber etwas mehr auf Touristen eingestellt als das Miralago auf dem Weg hier her.
Wir haben uns zunächst mal die Kirchenanlage von aussen angesehen und Janet ist auch mal in eine der Kapellen gegangen.
Nach dem Rundgang ging es dann weiter in den Wald. Dazu sind wir am Parkplatz über einige Treppen den Berg hoch und etwa 1 Stunde über den Weg durch den Wald marschiert. Die Hunde waren glücklich sich mal etwas ausgiebiger bewegen zu können. Eigentlich soll der Weg wohl ein Rundwanderweg sein, aber wir Schussel haben unten nicht so genau hingesehen, wo der denn nun wie hingeht und wo man wieder raus kommt. Alles also zu vage und daher sind wir den gleichen Weg zurück, den wir auch gekommen sind. Vom Weg und vom Wald aus hatten wir leider keinen Blick auf den Lago Maggiore, da sind einfach zu viele Bäume im Weg.
Letzter Abend im Camping Cusio
Mit dem Auto sind wir dann diesmal die Strecke durch die Ortschaften und am Ortasee entlang zurück gefahren. In Orta San Giulio haben wir noch einmal Halt bei dem Minimarket am Campingplatz gemacht. Ich war mir ziemlich sicher, dass es den Käse, den Janet heute Mittag hatte, auch hier im Minimarket gab. Und tatsächlich scheint dieser Käse eine Spezialität der Region zu sein:
Tomini del Boscaiolo heißen die runden Leckereien. Von der Inhaberin des Tante Emma Ladens haben wir dann noch erfahren, dass wir diesen Käse bitte frisch essen sollten, da er ansonsten schnell von innen heraus trocken wird.
Die Wanzen-Invasion
Unseren letzten Abend haben wir also wieder mit gutem Essen, einer Flasche Chianti, ein paar kleinen Limoncello und Käse mit Feigensenf ausklingen lassen. Ist das noch Camping oder schon Glamping mag sich der geneigte Leser fragen….
Die Abende vorher hatten wir schon immer mal wieder Besuch von einigen dicken Käfern. Speziell wenn es dunkel wurde und wir noch mit unserer Coleman-Lampe (mein neues Lieblingsspielzeug) vor dem Zelt saßen, fühlten sich diese dicken Viecher sehr von dem Licht angezogen. Wir haben dann herausgefunden, dass das Wanzen sind, die in der Hecke lebten, an der wir unser Zelt aufgeschlagen hatten.
Nicht wirklich lecker. Wanzen tun ja nun nichts, sind aber auch nicht so niedlich, dass ich die überall am und im Zelt haben möchte. Vor allem, weil sich die Käfer in wirklich jede Ritze setzen und nur schwer zu finden sind. Tatsächlich habe ich noch welche im Auto und in meiner Jacke gefunden, als wir schon wieder eine Woche zu Hause waren.
Fazit
Der Ortasee ist wirklich eine Perle im Piemont und eine klare Alternative zum überfüllten Lago Maggiore. Du findest hier Kultur und Natur auf engstem Raum beieinander und alles ist wirklich typisch italienisch. Ich kann Dir nur wärmstens ans Herz legen, wenn Du einen Urlaub im Piemont planst, hier mal vorbeizuschauen oder gleich hier das Lager aufzuschlagen.
Der Camping Cusio ist wirklich Klasse, Es gab nur zwei klitzekleine Negativpunkte, die heißen Duschen und die Wanzen in der Hecke. Der Platz ist günstig (3 Nächte, alles inklusive für etwas mehr als 60 Euro), hat einen Pool, Hunde, Strom und Wasser kosten nix extra, die Chefin und der Chef sind super freundlich, und es ist definitiv nicht überlaufen. Die Eigentümerin spricht übrigens auch deutsch, niederländisch und englisch. Wir würden, wenn wir noch mal zum Ortasee fahren, wieder dort unser Zelt aufschlagen.
http://www.campingcusio.it/en/
Abreise
Am nächsten Morgen sollte es nun weiter gehen, aber wohin. Die Wettervorhersagen für Italien waren weiterhin gemischt und so war es auch mit unserer Meinung. Ich wollte unbedingt in die Toskana, Janet dahin wo die Sonne scheint. Am Morgen haben wir dann erst mal alle Wanzen vom Zelt entfernt und bei leichtem Regen das Zelt zusammengeklappt. Um 7:30 sind wir gestartet und ich habe Janet gefragt, wo die Sonne scheint. Sie meinte Salzburg.
Sie wollte gerade Salzburg Mitte ins Navi eingeben, da habe ich dann doch mein Veto eingelegt und für uns beide beschlossen, in die Toskana zu fahren. Wir wollten schauen wie es dort ist und wenn wir sehen, dass das Wetter den nächsten Tag nicht besser wird, würden wir Übermorgen dort wieder abreisen und Richtung Norden fahren. Jetzt ging es aber erst mal weiter Richtung Süden.
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